Der Rock 'n' Roll
Geschrieben von Johann Schwarzmeier   
Donnerstag, 6. September 2007
 getanzter Rock 'n' Roll

Foto: Brunner's Photo-Shop

Rock ’n’ Roll ist ein paarweise getanzter akrobatischer Schau- und Turniertanz mit Ursprung in den Vereinigten Staaten.

Obwohl Rock ’n’ Roll in den Vereinigten Staaten entstanden ist, ist er heute überwiegend in Europa anzutreffen. Die körperlichen Anforderungen des Rock ’n’ Roll sind mit der Zeit so hoch geworden, dass der ursprüngliche Gesellschaftstanz der Jugendlichen heute nur noch bei Schaudarbietungen und auf Turnieren getanzt wird. Rock ’n’ Roll ist zwar Bestandteil des Welttanzprogramms, wird aber nur selten und in vereinfachter Form in Tanzschulen vermittelt; der moderne Turnier-Rock-’n’-Roll wird ausschließlich in Tanzsportvereinen gelehrt.

Parallel zur Musikrichtung Rock ’n’ Roll haben sich die dazu passenden Tänze entwickelt. Aus dem um 1920 entstandenen Swing entwickelte sich in den USA sehr früh der Lindy Hop, der erstmals akrobatische Elemente in einen Paartanz einfließen ließ. Dieser wiederum erfuhr um 1940 eine Abwandlung zum Boogie-Woogie, der auf deutlich schnellerer Musik basierte. Mit Aufkommen der Rock-’n’-Roll-Musik um 1955 wurde schließlich aus dem Boogie-Woogie von der protestgesteuerten Jugendbewegung der Rock ’n’ Roll erschaffen.

Rock ’n’ Roll ist ein fröhlicher, schneller und sportlicher Tanz, der stark zuschauerorientiert ist. Er ist geprägt von hoher Präzision der Bewegungen bei hohem Tempo und der flüssigen Kombination von Tanz und spektakulärer Akrobatik, welche teilweise mit den Ängsten des Zuschauers spielt.

Rock ’n’ Roll wird auf Musik im 4/4-Takt getanzt, die typischerweise einen deutlichen Offbeat aufweist. Im Gegensatz zum Offbeat der Musik wird der Tanz auf den Schlägen 1 und 3 betont. Die Musik ist mit 44 bis 52 TPM sehr schnell. Heute wird nur noch selten auf echte Rock-’n’-Roll-Stücke getanzt, stattdessen hört man auf Turnieren vor allem moderne Disco- und Popmusik.

 getanzter Rock 'n' Roll

Foto: Brunner's Photo-Shop

Charakteristisch für den Rock ’n’ Roll sind der gesprungene Grundschritt mit Kicks und Kick-Ball-Change und die Akrobatiken. Rock ’n’ Roll wird geradlinig getanzt, Kicks und Armbewegungen stehen in einem klar erkennbaren, regelmäßigen Winkel zueinander. Die Tänzer tanzen fast ausschließlich auf den FußBallen, mit Ausnahme der Akrobatiken, bei denen der Herr einen festen, breitbeinigen Stand einnimmt. Bewegungen werden typischerweise schnell und zackig ausgeführt, Arme und Beine sind in gleichem Maße beteiligt.

Rock ’n’ Roll übernimmt häufig Elemente aus anderen Tänzen, besonders aus Aerobic, aus Jazz Dance oder aus den Lateinamerikanischen Tänzen. Allgemein ist, abgesehen von der Grundtechnik, die Gestaltungsfreiheit der Paare im Rock ’n’ Roll recht groß, so dass verschiedene Paare oft deutlich unterschiedliche Stile tanzen.

Man unterscheidet beim Rock ’n’ Roll zwei Grundschritte, die nach der Anzahl der Bodenberührungen benannt sind. Der ursprüngliche 6er-Grundschritt weist noch starke Ähnlichkeiten zum Grundschritt des Lindy Hop auf und wird heute nur noch in Tanzschulen gelehrt, um Anfänger langsam an den Tanz heranzuführen. Der technisch anspruchsvolle 9er-Grundschritt ist die Grundlage des modernen Turniertanzes und weist sich nicht nur durch das Kick-Ball-Change, sondern auch durch eine präzisere Kick-Technik aus.

Rock-’n’-Roll-Kicks werden in einer vierphasigen Bewegung ausgeführt: Das Bein wird zunächst hochgezogen, dann waagrecht ausgekickt, wieder zurückgezogen und abgesetzt. Gleichzeitig hüpft der Tänzer locker auf dem anderen Fußballen, das den Boden beim Auskicken und kurz vor dem Absetzen des kickenden Beins berührt; pro Kick ergeben sich somit drei Bodenberührungen.

Der Kick-Ball-Change ist ein abgewandelter Kick, der mit einer Laufbewegung verbunden ist: Kurz bevor das kickende Bein beim Absetzen den Boden berührt, wird das andere Knie hochgezogen, so dass sich die Reihenfolge der Bodenberührungen umdreht. Der Kick-Ball-Change ermöglicht es, größere Wege zurückzulegen, ohne die Folge der Kicks zu unterbrechen.

Salto im Rock 'n' Roll 
 Foto: Wikipedia
Grundlage vieler Akrobatiken sind die Körperwelle und der Einsteiger. Die Körperwelle besteht aus einer kräftigen Vor-Rück-Bewegung des Beckens, verbunden mit einem Aufrichten durch Strecken der Knie. Sie leitet eine Aufwärtsbewegung der meist eingegrätschten Dame ein, so dass der Herr durch Nutzung seiner Gesäß-, Bauch- und Oberschenkel-Muskeln wenig Armkraft benötigt, um die Dame in die Höhe zu heben.

Der Einsteiger ist eine sportliche Variante der Räuberleiter: Der Herr steht tief in den Knien und formt mit beiden Händen ein Trittbrett, auf das die Dame aufspringt. Der Schwung des Einspringens wird ausgenutzt, um die Dame mehrere Meter in die Luft zu katapultieren, wo sie beispielsweise einen Salto ausführen kann.

In der Anfangszeit des Rock ’n’ Roll galten Petticoat und Jeans als stilechte Bekleidung. Für den heutigen Tanzstil ist diese Kleidung jedoch zu schwer und schränkt die Bewegungsmöglichkeiten zu sehr ein. Rock ’n’ Roll wird auf Turnieren in ein- oder zweiteiligen anzugförmigen Kostümen aus elastischen Kunstfasern getanzt, die oft in grellbunten Farben gehalten und mit glitzernden Strasssteinen geschmückt sind. Die Kleidungsstoffe sind dehnbar und reißfest, denn sie werden insbesondere bei Wickelfiguren erheblichen Belastungen ausgesetzt, zudem sind sie glatt und rutschig um Verkantungen und Reibungsverletzungen bei Akrobatiken wie dem Todessturz vorzubeugen. Die Kostüme werden meist für jedes Paar individuell nach Maß angefertigt.

Das Schuhwerk muss guten Halt und Schutz vor Verletzungen durch Umknicken bieten, gleichzeitig leicht sein und dem Fuß Bewegungsfreiheit gewähren. Daher nutzen die meisten Rock-’n’-Roll-Tänzer heute spezielle Rock-’n’-Roll-Schuhe, oder Aerobicschuhe. Tänzerinnen wählen häufig leichte, schwarze Turnschuhe, die mit ihrer gedämpften Gummisohle den Abwärtsschwung nach Freiluftakrobatiken rückenschonender abfangen.

 

  • Entstehung: 1955
  • Entstehungsort: USA
  • Takt: 4/4
  • Geschwindigkeit: 25-52 Takte pro Minute
  • Welt Tanzprogramm: Nein

 

Quellen:

  • Dieser Arikel basiert auf dem Artikel: Lindy Hop aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GFDL
  • Weiter kleinere Quellen aus dem Internet
Letzte Aktualisierung ( Sonntag, 14. Oktober 2007 )
 
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